Je interessanter die Stelle, desto mehr Marktbegleiter haben Sie – um die leichter abzuschütteln, beschäftigen wir uns mit den

10 Big Points für Ihren Text im Bewerbungsanschreiben

1) Klare inhaltliche Abgrenzung zwischen Lebenslauf und Anschreiben

Kommen wir noch einmal zu dem Ihnen schon bekannten Vergleich. Wenn wir Bewerbung mit Vertrieb vergleichen, ist die Anlage Ihr Testbericht, der Nachweis, die Betriebserlaubnis. Der Lebenslauf stellt nichts anderes als Ihre „technischen Daten“ dar – natürlich in einer übersichtlichen und zielgruppengerechten Form. Das Anschreiben ist Ihr Werbebrief, der Text, mit dem Sie auf sich aufmerksam machen und den Adressaten zum Weiterlesen und zur Einladung zum Vorstellungsgespräch motivieren.

Im Bewerbungsanschreiben bringen Sie Ihre zur Zielposition passenden Fähigkeiten und Ihre persönliche Motivation zum Ausdruck. Es liefert dem Unternehmen mindestens die Hoffnung und Vermutung, dass Sie die berufliche Aufgabe besser als andere meistern werden.

Was vor allem Bewerber, die nicht regelmäßig mit dem Verfassen von Texten zu tun haben, abschreckt, ist eine Riesenchance. Denn dieses vermeintlich lästige Anschreiben lässt ein wenig Manipulation und Reklame in eigener Sache zu. Lassen Sie das auf keinen Fall ungenutzt. Wie in der Werbebranche üblich arbeiten Sie viel für die Papiertonne. Der Aufwand des Erstellens steht zugegeben in keinem besonders effizienten Verhältnis zur Nutzungsdauer beim Empfänger. Manch ein Bewerber macht sich tagelang Gedanken um sein Bewerbungsanschreiben, investiert viele Stunden in ein paar Zeilen Text. Und der wird dann eventuell nur ein einziges Mal gelesen, wenn Sie Glück haben auch von zwei Personen, von denen mindestens einer ein Entscheider ist. In diesem Moment haben Sie jedoch die einmalige Chance, den Entscheider in Ihren Bann zu ziehen. Das gelingt am besten mit einem auf den Adressaten und dessen Personalbedarf individuell zugeschnittenen Anschreiben.

Und aus diesem Grund lohnt sich der hohe Aufwand dann doch. Welches andere Schreiben hat eine vergleichbar nachhaltige Wirkung auf Ihre Zukunft?

Verschwenden Sie weder die Zeit des Unternehmens noch Ihre Chance, in dem Sie mit Standardformulierungen oder dem Wiederholen und Beschreiben Ihres Lebenslaufes langweilen. Bloß nicht! Das Anschreiben ist für den Arbeitgeber, nur für ihn. Es enthält die drei wichtigsten Vorzüge Ihrer Person, wegen denen Sie genau der richtige Kandidat für die Vakanz sind. Zumindest muss man Sie mal zum Vorstellungsgespräch einladen, weil Sie Interesse wecken, neugierig gemacht haben und „der Richtige“ für den Job sein könnten. Diese drei (mindestens zwei, maximal vier) Vorzüge von Ihnen sind das Zentrum des Bewerbungstextes. Der letzte Satz, so profan er auch daher kommt, ist einer der wichtigsten dieser gesamten Internetseite. Daher ist er auch fett gedruckt. Das dürfen Sie mit einem Ihrer Vorzüge im Anschreiben auch tun, aber setzen Sie das bitte nur sehr sparsam ein. Also, Anschreiben und Lebenslauf = Werbebrief und technische Daten. Damit ist die Abgrenzung erledigt und Sie wissen, worauf es ankommt.

2) Welche Inhalte müssen in den Text des Bewerbungsanschreibens?

Neben den unter Punkt 1 feierlich genannten Vorzügen Ihrer Person muss noch etwas mehr rein. Fragt der Arbeitgeber nach Eintrittsdatum, Gehaltswunsch etc. schon im Stellengesuch, beantworten Sie das im Anschreiben. Passen Sie bitte bei angefragten Gehaltsvorstellungen auf, das kann ein heikler Punkt sein.

Manch eine Firma macht es sich einfach und siebt ab einer bestimmten Höhe einfach aus – und Sie wären vielleicht verhandlungsbereit gewesen. Recherchieren Sie, welches Bruttojahresgehalt (und nur das geben Sie an) in der Position üblich ist. Sie können auch eine Spanne angeben, was die Chancen für das Durchwinken Ihrer Bewerbung und spätere Verhandlungen etwas erleichtert. Darüber hinaus müssen noch die Themen rein, die der Arbeitgeber im Anforderungsprofil angibt.

Und Sie schreiben dazu bevorzugt in der Reihenfolge:  Anforderung + wie Sie das können + Nachweis oder Beispiel oder Beleg. Beachten Sie dazu später Big Point Nr. 9.

Konjunktive, Schachtelsätze, Negation, Füllsätze, irrelevante Ausflüge, Schreiben ohne Punkt und Komma, Zweifel, Erklärungsversuche und maßlose Übertreibungen gehören hingegen nicht ins Anschreiben. Ich mache Ihnen das mit dem Text dieser Internetseite nicht immer schön vor. Aber vom Beispiel meiner kleinen Bewerbung bei Ihnen, mit der ich Sie bewußt in die Rolle und Sichtweise des Empfängers versetzt habe, ist das auch keine Bewerbung. Wir schreiben über Bewerbung. Auf der „Metaebene“ darf man etwas verschachtelter daher kommen. Ich hoffe das ist okay für Sie? Nutzen Sie diese Aufzählung gerne als Checkliste – es soll wirklich nichts davon, auch nicht in Spuren, enthalten sein. Auch was zwar gut oder nach Bewerbung klingt, Sie und den Leser jedoch nicht weiter oder zu einer Erkenntnis bringt, muss raus.

Gehen Sie wie die meisten professionellen Texter vor: Überlegen Sie sich ganz „analog“ mit einem Stück Papier am Küchentisch oder im Stau, was Sie sagen möchten.  Worauf möchten Sie bei sich gerne aufmerksam machen, welcher Teil von Ihnen hat die besten Chancen auf den Job? Beleuchten Sie genau diesen Bereich. Konkreter kann ich leider nicht werden, aber Sie kennen sich und Ihre Stärken und Passform für die neue berufliche Aufgabe ohnehin wesentlich besser als ich. Fangen Sie auf diese Art und Weise an, die ersten Textbausteine für Ihr Anschreiben zu verfassen. Das muss noch nicht ausformuliert werden und darf alles noch nach Entwurf aussehen. Oder kurz: Erst schreiben Sie Stichpunkte auf, WAS Sie sagen möchten, erst danach geht´s um das WIE.

3) Wie stelle ich im Bewerbungsanschreiben Text einen Bezug zur Stelle her?

Informieren Sie sich, was Sie im neuen Job tun müssen, worauf es dem Arbeitgeber ankommt. Die Anforderungsbeschreibung im Stellengesuch ist dafür eine Informationsquelle, allerdings je nach Firma mit stark schwankendem Aussagegehalt. Informieren Sie sich auch auf Portalen mit Arbeitgeberbewertungen – auch hier natürlich mit stark schwankendem Aussagegehalt, je nachdem wer mitwelchen Absichten und ich welcher Situation gerade schreibt.

Dabei müssen Sie jedoch zwei Dinge bedenken:

Erstens: Auf dieses Profil schneiden die anderen Bewerber ihre Bewerbung ebenfalls zu – so wird es schließlich in allen Ratgebern empfohlen. Hier herrscht wirklich breite Einigkeit. Das bedeutet nicht, dass Sie es lassen sollen. Ganz im Gegenteil. Machen Sie es in Ihrer B3Werbung noch sorgfältiger!

Zweitens: Die Anforderungsbeschreibung ist manchmal ziemlich weit weg von der Realität. Je nach Arbeitgeber, dessen Größe und Organisationsgrad ist es sogar möglich, dass die Fachabteilung das veröffentlichte Anforderungsprofil gar nicht kennt. Nicht jede Personalabteilung arbeitet eng und abgestimmt mit den anderen zusammen. Und was bringt es Ihnen, wenn Sie die Aufgabenbeschreibung als Basis für Ihren Werbetext verwendet haben? In dem Fall vermutlich eine geringe Wirkung. Recherchieren Sie, was in der konkreten Position zu tun ist. Ich habe es an anderer Stelle schon geschrieben: Ich finde es äußerst flach, beim Arbeitgeber anzurufen, nur um einen Namen herauszufinden, an den das Anschreiben gerichtet wird. Das ist nach meiner Auffassung noch viel unpersönlicher als „Sehr geehrte Damen und Herren“ zu schreiben. Aber ein Anruf, um eine Stellenbeschreibung zu bekommen, nach den Aufgaben konkret zu fragen oder um die Möglichkeit für einen Begleitungstag mit einem zukünftigen Kollegen abzuklopfen? Das macht doch Sinn. Vielleicht erhalten Sie Informationen, kennen die aktuelle Situation beim Arbeitgeber und können – inklusive Einleitungssatz – konkreter und auf die Stelle zugeschnitten anschreiben. Je besser Sie wissen, was der Arbeitgeber sucht, desto leichter wird Ihnen ein treffsicheres Anschreiben mit maximalem Stellenbezug von der Hand gehen.

So wie Sie unter Punkt 2 das skizziert haben, womit Sie für sich werben und was Sie auf jeden Fall zum Ausdruck bringen möchten, schreiben Sie jetzt bei Punkt 3 die Informationen zur Vakanz grob zusammen. Nur in Stichpunkten. Damit liegt, nur eben noch nicht ausformuliert, das was Sie haben und das was gesucht wird vor Ihnen.

4) Wie bringe ich im Bewerbungsanschreiben meine Vorzüge sympathisch rüber?

Beherzigen Sie die KISS-Formel (keep it short and simple). Schreiben Sie kurze Sätze. So wie ich. Zumindest in diesem Moment. Vermeiden Sie Fehler, und zwar zu 100%. Fehler sind menschlich und jeder macht sie, aber nicht in der Bewerbung. Sie sind schlichtweg ein Ausschlusskriterium. Schreiben Sie authentisch, also möglichst viel selbst. Verwenden Sie nur positive Begriffe. Unterlassen Sie Erklärungs- oder Entschuldigungsversuche. Das hat in Ihrer Werbung nun wirklich nichts verloren. In einer Werbung für ein alkoholhaltiges Getränk ist die Botschaft, dass Sie jeden Tag so leben sollen, als wäre es Ihr letzter –  und nicht, dass es durch den Verzehr davon Ihr letzer sein könnte!

Und wo wir gerade bei den Formeln sind: Auch die gute alte AIDA-Formel aus der Warenverkaufskunde hat noch lange nicht ausgedient.
Sie ist sowohl im Marketing als auch im (Selbst)Marketing der Bewerber weiterhin up to date und funktioniert dabei so:

• Attention: Ihr korrekter Aufbau der Bewerbung und ein frischer Einleitungssatz erregen Aufmerksamkeit
• Interest: Ihre Behauptungen und im Anschreiben erwähnten Erfolge wecken Interesse
• Desire: Ihre Erläuterungen und Argumente im Anschreiben, die dazu passenden Zertifikate der Anlage und die Skills aus dem CV erwecken den Wunsch, Sie persönlich kennenzulernen und Ihnen weitere berufsbezogene Fragen zu stellen
• Action: Ihr Schlusssatz fordert genau dazu auf 

Es macht also Sinn, die AIDA-Formel beim Schreiben im Hinterkopf zu haben. Und schreiben Sie bitte nicht rein rational-geschäftlich:

Eine Prise Humor und ein Augenzwinkern zwischen den Zeilen ist durchaus erlaubt. Je nach Position und Branche sicher mal mehr, mal weniger. Beschreiben Sie Ihre Substantive mit wohlklingenden Adjektiven, wird Ihr Text erlebbar und vorstellbar. Gucken Sie sich gerne etwas in der Werbung ab. Wenn Aldi einen neuen PC herausbringt, hat der dann eine 2TB Festplatte oder hat er eine gigantische 2 TB Festplatte, hat der eine SSD oder eine ultraschnelle SSD?

Umfangreich, einzigartig und unvergessen sind die Beispiele aus meinem Bewerbungsschreiben, das ich in der Einleitung an Sie gerichtet habe, Sie erinnern sich.

Viel wichtiger: Welche Adjektive beschreiben Ihre Person, Ihre Fähigkeiten und Ihre Erfolge? Schreiben Sie es zu den Stichpunktlisten aus 2 und 3 dazu.

5) Für wen schreibe ich den Text überhaupt, wer ist der überall zitierte Personaler?

Sie sehen hier so ziemlich das erste und letzte Mal den Begriff Personaler bei mir. Aus zwei Gründen:

Ich mag den Begriff nicht, weil er nichts für das Image dieser Tätigkeit tut. Und außerdem schreiben Sie die Bewerbung weniger für die Personalabteilung, als für den Entscheider. Im Personalwesen wird – nach Vorgabe des Entscheiders – eine Vorauswahl getroffen. Das ist aber kein Grund, alles auf diesen oft ersten Leser auszurichten. Natürlich muss es im HR gut ankommen und dort die erste Hürde überwunden werden. Aber die Entscheidung wird nachgelagert gefällt, beim Abteilungsleiter, Spartenleiter, Geschäftsführer oder Gesellschafter, je nachdem wie Ihr Zielarbeitgeber organisiert ist. Schreiben Sie also bitte nicht für den Personaler, es gibt ihn oder sie in der Form nicht. Schreiben Sie für den Entscheider hinter der Personalabtgeilung.