Einfluss von Corona auf den Bewerbermarkt
Unser Wirtschaftssystem ist komplex, es besteht eine Vielzahl unterschiedlicher Faktoren, die sich gegenseitig beeinflussen und miteinander interagieren. Ändert sich einer dieser Faktoren oder kommt ein neuer hinzu, sind die Auswirkungen anders als in „nur komplizierten“ Systemen nicht zu berechnen und daher nicht sicher vorhersehbar.
Ein neuer Einflussfaktor ist Corona (Covid 19) – zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Beitrags sind knapp 190.000 Menschen damit in Deutschland nachgewiesen infiziert, fast genauso viele haben die Pandemie mittlerweile nachweisbar überwunden. Darüber hinaus wird weiterhin über eine Dunkelziffer, die es sowohl bei den Genesenen als auch Infizierten gibt, diskutiert.
b3werbung.de interessiert in diesem Zusammenhang, welchen Einfluss die Pandemie auf den Bewerbermarkt hat und ob es überhaupt noch ein Bewerbermarkt ist. Vielleicht hat er sich durch die neue Situation wieder zum Arbeitsmarkt zurückentwickelt?
Kaum jemand hat bisher die Gründe für die Startschwierigkeiten nach dem Lock-Down aus Sicht der Arbeitnehmer thematisiert. Denn hier gibt es ein gewaltiges Schleppmoment. Das wird durch Menschen erzeugt, die sich an die bisher nie dagewesene Situation stark erhöhter Freizeit bei schwach reduziertem Einkommen schnell gewöhnt haben und das jetzt möglichst lange beibehalten möchten. Die abwartende Haltung in vielen Unternehmen und viel zu negative Zukunftsprognosen verstärken den Effekt.
All das hat den Bewerbermarkt kleiner gemacht. Es gibt sowohl weniger Marktteilnehmer auf Bewerberseite als auch auf Anbieterseite. Je nach Quelle der Statistik sind die offenen Stellenangebote um mindestens 10% unter Vorjahresniveau. Auch die Zusammansetzung des Arbeitsangebotes hat sich geändert. Außerdem ist der Rückggang auf dem verdeckten Arbeitsmarkt, der statistisch nicht mehr so leicht erfassbar ist, wohl noch erheblich höher. Auf Bewerberseite gibt es deutlich weniger Wechselwillige unter den unbefristet Beschäftigten, da das Risiko des Wechsels in ein neues Beschäftigungsverhältnis ohne Kündigungsschutz im ersten Halbjahr gemieden wird. Nicht alle, die ihren Job durch Corona verloren haben, sind als Bewerber am Arbeitsmakrt aktiv. Dabei spielt es hier keine Rolle, ob Corona Grund oder Vorwand dafür war.
Natürliche Fluktuation ist der neue Euphemismus für letztendlich durch verbleibende Arbeitnehmer finanzierte vorzeitige Austritte aus dem Berufsleben. Pure Verschwendung, da das Potenzial älterer Arbeitnehmer mit ihrer Berufs- und Lebenserfahrung und in den meisten Fällen auch vorbildlichen Arbeitseinstellung der Wirtschaft nicht mehr zur Verfügung steht. Oder „in a nutshell“: Es ist gerade wenig los auf dem Bewerbermarkt.
Jeder Marktteilnehmer sollte die Zeit nutzen, sich für die Zukunft vorzubereiten. Das Erstgespräch als Videokonferenz ist – recht leicht vorhersehbar – wohl eine Dauerfolge der Pandemie. Arbeitnehmer und Arbeitgeber können die aktuell ruhige Phase nutzen, entsprechende Prozesse einzuführen und das teilweise noch ungewohnte Medium üben. b3werbung.de wird das Coaching der Vorstellungsgespräche in den nächsten Wochen nicht nur vis-à-vis, sondern parallel via google hangout anbieten.
Die Zeit lässt sich auch zum Netzwerken nutzen, denn viele Ansprechpartner haben weniger Stress und mehr Zeit zur Verfügung.
Lassen Sie sich als Bewerber nur nicht unter Druck setzen und versuchen Sie in keinem Fall, selbst Druck auszuüben. Das führt in dieser noch empfindlichen Phase zu unnötigen Absagen. Viele HR-Entscheider sind in Kurzarbeit oder vorgezogenem Urlaub und können die vorliegenden Bewerbungen nicht so schnell wie üblich bearbeiten. Vorübergehende Einstellstopps und Vorgesetzte, die ebenfalls durch Kurzarbeit oder vorgezogene Urlaube intern nicht in gewohnter Weise erreichbar sind, sorgen zusätzlich für Retardation.
Das müssen Bewerber aushalten. Selbst wenn Ihnen die Corona-Pandemie gerade eine unschöne Lücke in Ihre Vita reißt, ist das kein Grund zur Panik – die Lücke ist in Zukunft dauerhaft und mit Covid19 in einem Satz nachvollziehbar erklärt. Wer sich jetzt per webinar, Fernkurs oder autodidaktisch weiterbildet, macht schon viel richtig und bereitet zukünftige berufliche Erfolge vor.
Oder kurz: Nehmen Sie den Fuß vom Gas, aber fahren Sie bloß weiter! Viele Grüße und – weder floskelhaft noch unaufrichtig gemeint – bleiben Sie vernünftig und gesund…